Seit dem letzten Update sind ein ganzer Heiland, einige aufgerissene Himmel und nicht ganz 9 Monate vergangen. Höchste Zeit für eine musikalische Frühgeburt in Form zweier nagelneuer, wohlgereifter Diodati-Stücke, die am 26.8. im Rahmen unseres Auftritts beim „The Wave“ Festival in Regensburg erstmals aufgeführt werden. In beiden Stücken sind Spuren der gemeinsamen Sessions von Elias und mir mit Synthies, Drum-Computer und Loop-Cello zu finden, also mehr Industrial, mehr Beats und mehr Cello über-, unter- und durcheinander.
Auf das erste Stück wurde im April 2016 schon mal hingewiesen („Klang metallener Eingeweide eines kolossalen Fabrik-Kathedralen-Hybrids… blinde Poetin, die leichtfertig mit der Zeit spielt“). Im Moment heißt das Stück mangels besserer Ideen „Die Poetin“. Ein deutscher Text, den Gwydion rätselhaft und traumwandlerisch rezitieren wird, eingebettet in eine musikalische Verwandlung von cello-gezupftem Uhrwerkticken inmitten eines wogenden Kelpwalds, über den mutigen Eintritt in besagten Kathedralenbau bis hin zur zarten Streicher-Katharsis, die sich fortwährend an zwei merkwürdige Klavier-Akkorde erinnert. Es handelt sich dabei um die surrealen Spätfolgen der Begegnung zwischen Löwe und Mädchen. „A lion’s longing“ und „Her silvery eyes“ haben wir bei unserem letzten Herbstkonzert aufgeführt. Zwei Stücke, die einer Fabel ähnelnd in kammermusikalischem Gewand dieselbe Begegnung je aus Sicht des Löwen und des Mädchens erzählen. Falls wir irgendwann in den nächsten 3000 Jahren unser neues Album fertig kriegen, wird neben einigem anderen neuen Zeug diese geheimnisvolle Trias darauf zu hören sein.
Das zweite Stück ist eine Neuvertonung des Gedichts „Alone“ von Edgar Allen Poe und hatte einen schweren Start, aber dafür letztlich eine umso erfreulichere Entwicklung innerhalb seines Entstehungsprozesses. Letzterer verlief gemeinsamer denn je und entspann ungeahnte, neue Verbindungen innerhalb des dreifaltigen Kerns der Band. Ist es blasphemisch das Wort „dreifaltig“ so zu verwenden? Ich glaube, es ist uns egal. Die Musik wummert zunächst einsam vor sich hin, verflicht sich zwischen Industrie und Cello, lässt sich von schwebenden Streicherteppichen einnebeln, um sich schließlich fulminant selbst zu verschlingen in einer Überforderung aus Cello-Staccato, Synthie-EKG, Maschinengeschepper und Loop-Orchester. Wenn Angie uns alle rettet, bleibt am Schluss die Hoffnung in Form resigniert sehnender Klavierakkorde übrig.
Ihr merkt, wir sind voller Elan, experimentierfreudiger denn je und hoffen damit euch allen bei den anstehenden Konzerten direkt unter die Haut zu gehen.
26.8. im Mischwerk, Regensburg beim „The Wave“ Festival
23.9. in Wien vor Sol Invictus (Näheres dazu in Bälde auf unserer Fratzenbuch-Seite)