Am 25.8.2018 (ja, schon fast ein Jahr her) gab es im Rahmen des The Wave Festivals in Regensburg die Uraufführung unserer musikalischen Reise durch sieben rätselhafte, unheimliche und verheißungsvolle Traumsequenzen. Hier der zu Beginn vorgetragene Einführungstext und die Setlist aus der Matinee im Runtingersaal:

“Die Matinee besteht aus zwei Teilen, getrennt durch die Pause. In beiden Teilen befassen wir uns im engeren oder weiteren Sinne mit Träumen. Im ersten Teil geht es um nächtliche Träume, im zweiten Teil um Tagträume.
Zum ersten Teil.
Es ist Mittag und trotzdem wird es hier drin gleich dämmerig werden, denn wir stehen am Anfang einer Reise in 7 Etappen am Übergang zwischen Tag und Nacht, wach und schlafend, bewusst und unbewusst. In Stücken I bis IIII begleiten wir einen Träumenden an seelische Orte und Landschaften, in denen er mehr Beobachter als Handelnder ist. Die Musik ist mehr atmosphärisch als liedhaft, die Worte werden nur gesprochen, nicht gesungen.
Die Wolkengaleere gibt das widerkehrende Motiv des Wassers vor. Wasser als Symbol für Lebendigkeit, aber auch für Widersprüchlichkeit, Spiegelung und Übergangsraum. Von der Wolkengaleere steigen wir zusammen hinab in tiefere, bewusstseinsfernere Gefilde. Wir treffen auf ein chromglänzendes Tiefseewesen, einen papiernen Schwan und landen schließlich im monströsen Bauch einer Marmorkathedrale. Diese Orte sind bedrohlich und rätselhaft. Sind bevölkert von Gestalten, die sich von ihrer Bedeutung entfernt haben und damit einen weiten Deutungsraum eröffnen. Erst im vierten Traum wird das latente Thema greifbar. Begegnung – mit all ihren Verlockungen und Gefahren. In Nichts und Wasser wandern wir aus der Tiefe, dem Unterirdischen zurück an die Oberfläche, bis hinein ins Überirdische. Wir folgen der Beinahe-Begegnung eines Bergarbeiters und einer fremdartig engelhaften Gestalt, spüren den Anflug von Sehnsucht nach dem Anderen – dem Fremden, das nun nicht mehr nur bedrohlich, sondern vielmehr verlockend ist und wachen schließlich mit klopfenden Herzen auf.

Wir verabschieden uns vom Träumenden und hören in den Stücken V und VI von der Begegnung des Löwen und des Mädchens. Eine Begegnung, die gleichzeitig gelingt und misslingt. Diese fabelartige Geschichte wird zunächst aus der einen Perspektive, der des Löwen, dann aus der anderen, der des Mädchens erzählt. Beide suchen etwas, das der jeweils andere besitzt ohne es selbst zu wissen. Sie sind als allegorische Figuren zu verstehen, die wahrscheinlich viele von uns in sich tragen.
Vertrauter und weniger bedrohlich ist sowohl die Szenerie dieser Begegnung, als auch die musikalische Umsetzung. Es gibt Gesang und Melodie, Strophen und Reprisen. Die alten Zweierpaare aus Männlich und Weiblich, fremd und vertraut, Angst und Mut werden nun greifbarer als in den ersten vier Träumen.
Die Poetin schließlich als siebte und letzte Etappe der Reise blickt zurück in die Vergangenheit und zugleich voraus in die Zukunft. Sie schaut sich die Wünsche, Erinnerungen und Sehnsüchte aus unbeteiligter Distanz an und packt sie in großmütterlicher Fürsorge in kleine Kapseln, die sie außerhalb von Raum und Zeit sicher verstaut und damit in die Tiefen des Unbewussten zurückschickt. Die Reise endet im Finale der Poetin nach einem verwirrt kreischenden Chaos wehmütig, aber nicht ohne Hoffnung und genau an derselben Schwelle zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Sein und Nichts an der die Reise begonnen hat.
Für die Tagträume nach der Pause lassen wir es dämmern in diesem schönen Saal. Es sind sorgfältig ausgewählte, ältere Lieder, die unabhängig von Konzept der Nachtträume entstanden sind. Wir greifen in ihnen einzelne Themen wieder auf, interpretieren sie, spinnen sie weiter oder denken sie zu Ende. Wie Traumfragmente, die als vage Erinnerungen an das nachts Geträumte tagsüber wiederkehren und einen nie ganz loslassen.

Wir möchten Euch einladen auf das Klatschen zwischen den Etappen der Reise zu verzichten und lieber Eurer ganz persönlichen Reise nachzugehen auf die wir Euch mit unseren Traumwelten schicken. Öffnet Euch für die unterschiedlichen Bilder, für die kleinen musikalischen Verwandlungen, spürt zwischen den Stücken Euren Empfindungen nach und lasst den Assoziationen freien Lauf.
Im zweiten, wacheren Teil nach der Pause freuen wir uns dafür umso mehr, wenn wir Applaus bekommen.
Damit wünschen wir Euch viel Vergnügen und – schöne Träume!”

Setlist:

Sommermond
(Einführung)
I. Wolkengaleere
II. Chrom und Schwan
III. Marmorkathedrale
IIII. Nichts und Wasser
V. Der Löwe
VI. Das Mädchen
VII. Die Poetin
(Pause)
Alone
Hoam
Life is sand
Traumliedchen